20.09.2023

Spendobel unterstützt diesmal sogar elf Projekte

Das Dortmunder Spendenparlament hat abgestimmt. Abschied von Barbara Temminghoff

Da gibt es die, die gern spenden würden, aber nicht wissen, wofür. Und andere, die tolle Ideen entwickelt haben, um Menschen zu helfen – aber die Finanzierung fehlt. Spendobel bringt beide zusammen: Das Dortmunder Spendenparlament bietet seit über zwei Jahrzehnten Spendierwilligen und Projekt-Trägern eine gemeinsame Plattform.

Jedes Jahr können sich Projekte mit Dortmund-Bezug und zeitlicher Befristung bewerben. Sie geben an, welche Summe sie benötigen und was genau mit dem Geld passieren soll. Dass es dabei demokratisch zugeht, dafür sorgen die rund 100 Parlamentarier*innen, zu denen Einzelpersonen ebenso wie Vertreter*innen von Unternehmen, Gemeinden, Stiftungen, Service Clubs und anderen Einrichtungen gehören: Aus allen Teilen der Bürgerschaft bringen Menschen sich ein. In einer gemeinsamen Sitzung stimmen sie ab, welche zehn Projekte im kommenden Spendobel-Jahr beworben werden sollen. Und dann können Spenderinnen und Spender ihr Herzensprojekt unterstützen – so lange, bis das Spendenziel erreicht ist. Übrigens kommen die gespendeten Beträge zu 100 Prozent den Projekten zugute, denn der Kirchenkreis Dortmund, der Spendobel ins Leben gerufen hat, trägt sämtliche Kosten und stellt auch die Spendenquittungen aus.

In diesem Jahr war wieder eine bunte Vielfalt von Projekten nominiert, ein Teil davon richtet sich an Geflüchtete. „Nichts von dem, was auf der Welt passiert, kann uns kalt lassen, weil alles Verbindungen hat in unsere Stadt“, sagte denn auch Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal vor den Parlamentarier*innen, die am letzten Augustdienstag zu ihrer jährlichen Sitzung ins Reinoldinum gekommen waren. „Ich freue mich, dass Sie mithelfen wollen, von vielen guten Projekten die allerbesten auszuwählen, die für die Stadt wichtig sind.“ Die Evangelische Kirche in Dortmund sei eine starke Kirche, die eng verbunden und vernetzt ist mit der Stadt und ihren Menschen.

Ein starker Rückhalt also, der sicher dazu beigetragen hat, dass alle zehn Projekte des Jahres 2022 ihr Spendenziel erreicht und zum Teil sogar übertroffen haben, wie Spendobel-Präsidentin Christiane Wurst mitteilte. Ein Erfolg, der eng verbunden sei mit Geschäftsführerin Barbara Temminghoff und Petra Zirkel im Sekretariat. Für 2022 wurde eine Spendensumme von insgesamt rund 137.000 Euro erreicht, zum 25. August 2023 seien bereits 122.289, 22 Euro gespendet worden – trotz oder gerade wegen des Krieges. Bei zwei Projektrundfahrten hatten je 30 Spenderinnen und Spender die Gelegenheit, ausgewählte Aktionen für 2023 kennenzulernen wie etwa das Waschcafé der Diakonie in der Nordstadt, das wohnungslosen und mittellosen Menschen in prekären Wohnverhältnissen eine regelmäßige Hygiene ermöglicht: duschen, Wäsche waschen und sich bei einer Tasse Kaffee und Gesprächen die Wartezeit verkürzen. Der Finanzierungsbedarf von 8000 Euro für den Café- und Wartebereich war schnell erreicht.

Bereits vor der Sitzung standen Vertreter*innen der nominierten Projekte an Info-Ständen den Parlamentarier*innen Rede und Antwort, so dass diese sich in persönlichen Gesprächen einen Eindruck von den jeweiligen Vorhaben verschaffen konnten. Direkt vor der Abstimmung gab es noch eine schnelle Vorstellungsrunde, und dann galt es, die zehn Favoriten auf dem Stimmzettel anzukreuzen. Bis das Ergebnis ausgezählt war, dauerte es einige Zeit – und die nutzte Dr. Raphael von Honsbroech, um seine Organisation vorzustellen: Der Intendant und Geschäftsführer des Konzerthauses Dortmund ist nämlich auch ehrenamtlicher Vorsitzender der Csilla von Boeselager-Stiftung, deren Schwerpunkt die Osteuropa-Hilfe ist. Er wuchs eine Zeit bei der Stiftungsgeberin auf und hat vor 16 Jahren den Vorsitz übernommen. Ging es zuvor um Hunger- und Obdachlosenhilfe, so hat der Krieg neue Erfordernisse geschaffen: Nach der Sprengung des Staudamms von Cherson hat die Stiftung Filtersysteme ins Flutgebiet gebracht, um das verseuchte Wasser nutzbar zu machen, sie hat eine Suppenküche in Saporischschja eingerichtet und vulnerable Personen aus dem Kriegsgebiet geholt. Von Honsbroechs Erfahrung: „Es finden sich immer schnell ganz viele Menschen, die mithelfen.“

Die Projekte:

Die Spenden-Parlamentarier haben entschieden: In den kommenden zwölf Monaten werden nicht wie üblich zehn, sondern sogar elf Dortmunder Projekte unterstützt, weil Plätze doppelt belegt sind.

  1. Dortmunder Mitternachtsmission: Kinder und Jugendliche in der Prostitution und die Loverboy-Methode (61 Stimmen)
  2. DW Seelenpflaster: Seelenpflaster: Ein Angebot für Kinder psychisch erkrankter und/oder belasteter Eltern (59)
  3. DW Friederike-Fliedner-Haus und KG Hörde: Inklusion durch Tanz „Dance in – Dance out“ (57)
  4. Kinderschutzbund Dortmund e.V.: Nummer gegen Kummer – die Beratungshotline für Kinder und Jugendliche (57)
  5. Kinderschutz-Zentrum Dortmund: Bedarfsorientierte Kreativtherapeutische Angebote im Kinderschutz-Zentrum Dortmund (55)
  6. Stiftung Kinderglück: Kinderglück-Hilfsprojekt „Mit dem Fahrrad in eine bessere Zukunft“ (51)
  7. Grenzenlose Wärme – Refugee Relief Work e.V.: Mehr Fläche für mehr Impact (50)
  8. Stern im Norden e.V.: Außenbereich Elterncafé gestalten (45)
  9. Backup-Comeback e.V.: U-Turn (45)
  10. Train of Hope e.V.: Women of Fun II (39)
  11. Ährenkorn e.V.: Einrichtung von Wohnungen für eine mobile Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländer:innen (11)

Mehr dazu auf www.spendobel.de

 

Abschied von Barbara Temminghoff
Nach sechs Jahren als Geschäftsführerin von Spendobel wurde Barbara Temminghoff in den Ruhestand verabschiedet, den sie zum 31. Oktober antritt. „Was sagt man zu einer Frau, die so viele Spenden eingeworben hat?“ fragte Superintendentin Heike Proske: „Danke! Ich habe mit Ihnen sehr viel gelernt, was Fundraising und den Umgang mit Spenden betrifft.“

Als erfahrene Fundraiserin hat Barbara Temminghoff dem Spendenparlament einen besonderen Aufschwung beschert. „Diese erfreuliche Entwicklung wäre ohne dich so nicht möglich gewesen“, gab Präsidentin Christiane Wurst ihr mit auf den Weg. „In deine Amtszeit fallen die Einführung des Rechenschaftsberichts, Idee und Umsetzung des Corona-Hilfsfonds für kurzfristige, unbürokratische Projektunterstützung, auch der Stand bei Dortbunt zur Werbung neuer Mitglieder oder die Schulungsveranstaltung mit Know-How für die Projektbeantragung waren deine Idee – und noch vieles mehr.“ Sie dankte für die nimmermüde, stets fachkundige und engagierte Unterstützung. „Danke! Spendobel ist und bleibt Teamwork“, entgegnete Temminghoff, „alle haben mir den Rücken gestärkt. Die wichtigsten Teammitglieder sind die Projektmitarbeitenden, die ihre Arbeit hineinstecken – und Sie, die spenden. Dafür sage ich ganz herzlich danke. Machen Sie so weiter!“